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Natur und Technologie vereint im Computerzeitalter

Mit seinem Bestreben, die Futterformulierung zu revolutionieren, wies James R. Cargill dem Unternehmen den Weg in die Zukunft.

January 01, 2015

Die IBM® 650 Magnetic Data Processing Machine sollte den Unternehmensbetrieb zwar für immer verändern, zunächst schien der revolutionäre Computer, der 1953 auf den Markt kam, jedoch nicht die richtige Wahl für Unternehmen wie Cargill zu sein. Viele Vorstandsmitglieder waren von den Fähigkeiten der Maschine beeindruckt und meinten, sie sei eine gute Investition für die Buchhaltung. Ihren Einsatz zur Verbesserung anderer Geschäftsbereiche sahen sie hingegen mit Skepsis.

Dennoch wagte Cargill im Jahr 1957 den Schritt und installierte die erste elektronische digitale Rechenmaschine. Sie war damit eines der ersten im Normalbetrieb eingesetzten Systeme, das von einem amerikanischen Unternehmen der Landwirtschaftsbranche verwendet wurde. Cargill erkannte genauso wie andere Großunternehmen die Vorteile, die der Einsatz des „Elektronengehirns“ in Buchhaltung, Finanzverwaltung und allgemeiner Datenverwaltung bringen würde.

Ein Mann im Cargill-Team war von der IBM 650 jedoch aus ganz anderen Gründen begeistert. Damals war James R. Cargill (mit dem Spitznamen „Jim“) in der Futtermittelabteilung des Unternehmens tätig. Als er feststellte, dass die verschiedenen Futtermittelmühlen des Unternehmens stark abweichende Preise festsetzten, sorgte er dafür, dass der Computer für die Analyse (und Rationalisierung) eingesetzt wurde und so hinsichtlich der Preisgestaltung zumindest einige von Cargills Problemen gelöst werden konnten.

Die Futtermittelberechnung war ein wesentlicher Bestandteil des Betriebs von Cargill und viele waren der Meinung, dass Änderungen dieser Komponente zu riskant seien. Jim hingegen war von den Möglichkeiten des Computers überzeugt und arbeitete unermüdlich daran, sein Potenzial nicht nur für die üblichen Buchhaltungszwecke zu nutzen.

Die IBM 650 erlebte ihre Bewährungsprobe schließlich, als die für die Futtermarke Nutrena zuständige Gruppe Jim bat, ein Experiment für eines ihrer anspruchsvollsten Produkte durchzuführen: Chick Starter. Cargill wollte zunächst ermitteln, welchen Futterbedarf ein Küken hat, um optimales Wachstum und Gesundheit während des gesamten Lebenszyklus zu erreichen. Basierend auf den Ergebnissen dieser Analyse sollte anschließend eine genaue Futterformulierung zu möglichst niedrigen Kosten erstellt werden.

Um Antworten zu finden, fütterten Jim und seine Kollegen die Maschine mit Daten. Im Jahr 1957 analysierte die IBM 650 mehr als vier Millionen mögliche Ergebnisse und errechnete die präzise Formulierung eines bahnbrechenden Produkts: Nutrena All-Mash Egg Feed. Geflügelzüchter konnten damit gesündere, größere und produktivere Hühner zu niedrigeren Kosten züchten. Damit kam die erste Formulierung auf den Markt, die vollständig von einem Computer berechnet wurde. Ein Wendepunkt in der Branche war erreicht, an dem der Preisvorteil an Kunden weitergegeben und ein Alleinstellungsmerkmal für Cargill geschaffen wurde.

Etwas später brachte Pfizer Corporation einen neuen Zusatz heraus, der die Kosten für Hühnerfutter reduzieren sollte. Um die kostengünstigste Rezeptur zu erstellen, die diesen Zusatz enthielt, rief Pfizer einen nationalen Wettbewerb aus. Mit der Rechenleistung seines IBM 650 nahm Cargill daran teil und nutzte die Berechnungen des Computers als Ausgangspunkt. Cargill wurde nicht nur Sieger, sondern belegte auch den zweiten und dritten Platz.

Mit dem Pfizer Forschungspreis und dem Erfolg von Nutrena inspirierte Jim auch andere Geschäftsbereiche, die IBM 650 auf die Probe zu stellen. In allen Bereichen des Unternehmens wurden damit komplexere und fortschrittlichere Arbeiten möglich. Der Unternehmensbereich Getreide nutzte den Computer schon bald, um die Getreideverwaltung zu maximieren, und erkannte im Zuge dieser Neuerung, dass eine Erhöhung der Spannen für den Getreideheber um einen Cent pro Scheffel einen Gewinn von mindestens 2 US-Dollar pro Tonne brachte.

Durch die Auswertung präziser Daten und mithilfe intelligenter Analysen konnte das Unternehmen schnell und nachhaltig kostengünstige Lösungen entwickeln. Es ist der Hartnäckigkeit von Jim zu verdanken, dass Cargill die neue Technologie schließlich überall im Unternehmen einsetzte und damit neue Möglichkeiten für Mitarbeiter, Landwirte und Kunden schuf.