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Porträt einer Führungskraft: Erwin Kelm

Erwin Kelm war der erste Geschäftsführer, der nicht aus der Cargill- oder MacMillan-Familie stammte. Er erweiterte das Angebotsportfolio und trieb die weltweite Expansion voran.

January 01, 2015

1960 war ein turbulentes Jahr für die Führung von Cargill. Als der Geschäftsführer Cargill MacMillan durch einen Herzinfarkt geschwächt wurde und der Vorsitzende John MacMillan Jr. plötzlich verstarb, gab es keine Familienmitglieder mehr, die die Führung des Unternehmens übernehmen konnten. Erwin Kelm war der Mann, der das Unternehmen durch diese Übergangsphase und letztendlich insgesamt 17 Jahre lang führen sollte.

Er kam 1933 nach Abschluss seines Studiums an der University of Minnesota als Gerstenhändler zu Cargill und war einer der Ersten, der das innovative Schulungsprogramm von Cargill absolvierte, mit dem vielversprechende Mitarbeiter für Führungsaufgaben vorbereitet wurden.

Als Händler hatte er einen ganz eigenen Geschäftsstil entwickelt. Als er zum Unternehmen kam, ging gerade die Prohibition zu Ende und die Nachfrage nach Gerste, die zum Brauen von Bier benötigt wurde, stieg explosionsartig an. Die Arbeit mit Brauereien war Neuland für alle und es gab viele verschiedene Gerstenarten. Kelm aber nahm die Herausforderung an und trat sogleich der Getreidebörse von Minneapolis bei, um Getreide kaufen und lagern zu können. Er versendete die Gerste persönlich als Probe an Brauereien und schloss anschließend seine Verträge ab.

Mit der Zeit wurde Kelm zu einem überall respektierten Gerstenhändler, der auf dem Börsenparkett an seinen weißen Handschuhen erkennbar war, die er zum Schutz seiner Hände trug. "Ich hatte eine Allergie gegen Weizensamen und wenn ich in die Proben griff, überzogen sich meine Hände mit einem Ausschlag. Daher begann ich schließlich, Handschuhe zu tragen", erinnerte sich Kelm. "Anfangs trug sie immer in meiner Anzugsjacke bei mir. Sobald die Händler jedoch sahen, dass ich die weißen Handschuhe anzog, meinten sie ich würde kaufen und erhöhten die Preise. Aus diesem Grund trug ich sie dann irgendwann immer."

Als Zahlentalent stieg Kelm im Unternehmen auf und wurde wegen seines Selbstvertrauens, seiner Vision und seiner Fähigkeit zur Teamführung überall anerkannt.

Als Geschäftsführer bewahrte er Cargill vor dem Börsengang und gab damit der Führungsmannschaft die Freiheit, ihre Innovationen mit einer langfristigen Perspektive zu verfolgen. Indem er ganze Züge anstelle einzelner Waggons mietete, veränderte er den Getreidetransport grundlegend. Kelm errichtete ein Netz neuer Exportterminals und belud Züge mit jeweils 115 Großraumwaggons. Dadurch sanken die Bahnkosten von Cargill um 50 %.

"Wir hatten keine Angst vor Veränderung. Wir waren bereit, Neues auszuprobieren und betriebswirtschaftliches Denken bringt Menschen dazu, neue Herausforderungen zu wagen."
– Erwin Kelm, President von Cargill
 

Unter seiner innovativen und entschlossenen Führung gab es kein Zögern: Das Unternehmen expandierte weltweit und richtete neue Standorte in Südamerika, Europa und Asien ein. Durch Geschäftsübernahmen schuf Kelm auch neue Geschäftsbereiche, etwa für Stahl, Risikomanagement, Futtermittel und Salz. Diese Erweiterung verdankte Cargill dem in der Getreidebranche gesammelten Fachwissen.

Während der von Erfolgen gekrönten "Kelm-Ära" entwickelte sich Cargill von einem nationalen Getreidehandelsunternehmen zu einem weltweiten Wegbereiter für den internationalen Rohstoffhandel.

Leadership Erwin Kelm Inpage

Als Geschäftsführer von Cargill hinterließ er ein Vermächtnis, das als die erfolgreichen „Kelm-Jahre“ in die Annalen eingegangen ist. Hier mit seinem Team bei der Feier seines Rückzugs im Jahr 1977 in Perthshire, Scotland.