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Diversifikation mit Nutrena Mills 

Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Cargill eine Futtermittelfabrik im mittleren Westen, erweiterte sein Produktangebot und führte eine neue Unternehmenskultur ein. 

January 01, 2015

Im August 1945 lautete ein Titel in Cargill News: "Where do we go from here?" (Wohin führt uns dieser Weg?)

Es war die unmittelbare Nachkriegszeit in den USA und die Landwirte machten sich Sorgen darüber, was die Zukunft wohl bringen würde. Es gab Prognosen über Nahrungsmittelüberschüsse und fallende Preise, da dies auch 1919 nach dem 1. Weltkrieg so gewesen war.

Im Oktober wurde klar, dass die Nachwehen des Krieges diesmal anders aussehen würden und Cargill erkannte eine Chance bei den Futtermitteln. Tierfutter war Mangelware und große Hersteller begannen Experimente mit wissenschaftlichen Formeln. Um die ersten Schritte von Cargill im Futtermittelbereich zu unterstützen, übernahm John MacMillan, Jr., damals Präsident von Cargill, die Firma Nutrena Mills, Inc. Damit verdoppelte Cargill sein Tierfutterangebot und diversifizierte seine Kundenbasis.

Nutrena war ein führender Futtermittelhersteller im mittleren Westen, der Mühlen in Kansas City und Coffeeville in Kansas sowie Sioux City in Iowa betrieb. Mit einer Produktion von rund 23.000 Tonnen Futtermittel pro Monat zählte das 25 Jahre alte Unternehmen zu den Pionieren. Es stellte beliebte Produkte für die Geflügel-, Schweine- und Milchwirtschaft sowie Spezialfutter für Kaninchen und Hunde her. Neben den Mühlen betrieb das Unternehmen eine Versuchsfarm in der Nähe von Kansas City, wo Futtermittel unter Echtzeitbedingungen getestet wurden.

Das Produktangebot ähnelte zwar sehr stark dem Getreidegeschäft von Cargill, aber Nutrena führte bei Cargill auch ein völlig neues Konzept ein: das Marketing. Das Unternehmen verfügte über ein klares und intuitives Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche seiner Kunden. Die Futtersäcke wurden mit schönen Drucken und dekorativen Mustern versehen und von den Bäuerinnen für Kleidung und zur Verschönerung der Bauernhöfe wiederverwendet. Um Sonderangebote anzupreisen veranstaltete Nutrena regelmäßig Werbeaktionen mit Flugzeugbannern und wusste darüber hinaus auch die Radiowerbung zu nutzen.

Nutrena Mills ist bei Verbrauchern für seine peppige Print- und Radiowerbung bekannt, wie beispielsweise für diesen Jingle, der in den 1940er Jahren gesendet wurde. 

Es zeigte sich, dass sich die Geschäftsmodelle und die Unternehmenskulturen von Nutrena und Cargill doch deutlich voneinander unterschieden. Nutrena handelte verbraucherorientiert und gab viel Geld für Marketingzwecke aus. Das Unternehmen verfügte auch über regionale Vertriebsteams in sechs Territorien mit dezentraler Organisation und autonomen Managern. Das stand im krassen Gegensatz zum zentralisierten Getreidegeschäft von Cargill.

Im Lauf der Zeit näherte sich die Kultur von Cargill der Unternehmenskultur von Nutrena an, wurde marktorientierter und richtete sich mehr nach den Bedürfnissen der Kunden. Für das Getreideunternehmen bedeutete dies eine neue Ausrichtung, im Zuge derer es im 21. Jahrhundert den Schwerpunkt von den Rohstoffen auf die Kunden verlagerte. Heute beschäftigt der Geschäftsbereich für Tierfutter von Cargill 17.000 Menschen in 40 Ländern. Sie alle arbeiten mit dem Ziel, ihren Kunden außergewöhnliche Kenntnisse und Erfahrungen für Tierfutter und Zuchtleistung zur Verfügung zu stellen.